Es ist kein Geheimnis, dass Kreta eine fantastische Küche hat. Ebenso wie im Rest von Griechenland werden auch in den Restaurants und Tavernen auf Kreta aus frischen Zutaten köstliche Speisen gezaubert, die nicht nur unwiderstehlich lecker sind, sondern auch gesund – voller Vitamine und aller Vorteile der Mittelmeerdiät. Auf Kreta wachsen auch viele Wildkräuter, die bereits seit der Antike als natürliche Heilmittel eingesetzt werden, sowie einige der ältesten Olivenbäume der Welt. Viele Teile von Kreta blieben bis zum Bau von Straßen in den 1960ern und der Autobahn 1990 verhältnismäßig abgeschieden. Entsprechend wurden dort die hunderte, wenn nicht tausende Jahre alten bäuerlichen Traditionen bewahrt und liebevoll von Generation zu Generation weitergegeben. Das beste Essen auf Kreta kommt traditionell vom Bauernhof.
Kretischer Käse wird in der Regel aus Schaf- oder Ziegenmilch hergestellt. Die Tiere leben freilaufend und können die lokalen Kräuter fressen, was einen herausragenden Geschmack ergibt. Probieren Sie unbedingt kretische Käsetaschen, die mit Myzithra-Käse, Thymian, Honig, Feta und weißen Sesamkörnern gefüllt werden. Für Schleckermäuler gibt es auch eine süße Variante mit Honig, Ricotta, Orange, Zitrone und Eiweiß. Antholago-Schafkäse wurde angeblich erstmals von Polyphemus aus der griechischen Mythologie hergestellt. Myzithra wird aus Molke gemacht und hat trotz des strengen Geruchs einen milden Geschmack. Er wird in vielen traditionellen Gerichten und Pasteten verwendet. Tyrozouli wird in den Bergen im Westen von Kreta hergestellt. Dabei wird die Milch mit Feigensaft gekäst. Der Käse wird in der Regel frisch und sehr weich genossen. Er kann jedoch auch in Olivenöl gereift als Hartkäse gegessen werden.
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Die Bedeutung des Olivenöls für die kretische Kultur kann gar nicht überschätzt werden. Olivenöl ist der Lebenssaft der Insel. Archäologische Funde beweisen, dass auf Kreta bereits 4500 v. u. Z. wilde Oliven geerntet und Olivenöl verwendet wurden. Die Bäume selbst wurden zu Beginn der Minoischen Kultur um etwa 3000 v. u. Z. erstmals angepflanzt. Damit waren die Kreter vermutlich die Ersten weltweit, die Olivenbäume kultiviert haben. Olivenöl diente als Nahrungsmittel, Medizin, zur Haltbarmachung anderer Lebensmittel, als Brennstoff für Lampen und sogar für Hexerei und Begräbnisriten.
Auf Kreta gibt es viele über tausend Jahre alte Olivenbäume. Vielleicht der älteste unter ihnen steht in Ano Vouves in Chania. Er trägt immer noch Oliven. Der gewaltige Umfang dieses knorrigen, aber noch kerngesunden Baumes ist ein beeindruckender Anblick. In der Nähe gibt es auch ein Museum, das traditionelle Werkzeuge und Anbaumethoden vorstellt.
Traditionell werden Oliven mit einem großen Mühlstein gemahlen, der von einem Esel oder Maultier über eine runde Plattform gezogen wird. Das Öl wird durch Ziegenhaarmatten ausgepresst. Auf Kreta können Sie einige wirklich sehenswerte Olivenfarmen besuchen, darunter die Paraschakis Family Olive Oil Factory in Melidoni, Terra Creta in Mylopotamus und die Cretan Olive Oil Farm in Agios Nikolaos, mit Besichtigungen der Olivenölproduktion und Einführungen in die Käseherstellung, Töpferei und kretische Küche.
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Paximadia (Einzahl: Paximadi) sind ein traditionelles Bauerngericht, ein köstlich knuspriger griechischer Zwieback, der mit Käse und Marmelade serviert wird. Auf Kreta gibt es eine ringförmige Variante namens Koulouri, die mit Olivenöl beträufelt und mit Oregano und Tomatenstücken belegt wird. Am bekanntesten für seine Paximadia ist vermutlich der Bezirk Sfakia im einst abgelegenen Gebiet südlich von Chania. Die besten werden mit saurem oder frischem Myzithra serviert, als Dakos (traditionelle Mezze), kretischer Brotsalat oder als Bruschetta auf griechische Art. Das sind mit Olivenöl bestrichene Paximadia, belegt mit Tomatenstücken und Myzithra-Käse, getrocknetem Oregano und gelegentlich auch Oliven und Paprika. Mittlerweile werden Paximadia in vielen Tavernen aber auch mit Feta als Vorspeise serviert. Es gibt sie auf Kreta einfach überall. Beliebt sind etwa die Paximadia von Kormoranos Bakery Café in Chania.
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Ein weiterer Klassiker der kretischen Küche sind gebratene Schnecken, Hohlioi Boubouristoi, was so viel heißt wie „umgedrehte Schnecken“, da sie auf diese Weise mit Rosmarin, Olivenöl und Essig in der Pfanne zubereitet werden. Auf der Snail Farm and Fun, Tylissos können Sie den Weg der Schnecken auf den Tisch mitverfolgen, alles über diese faszinierenden Weichtiere erfahren und sie auch verkosten!
Volví skordaláta sind eingelegte wilde Hyazinthenknollen mit Knoblauch.
Marathópita ist ein weiteres traditionelles Gericht auf Kreta, ein köstlicher Fenchel-Pita, gelegentlich auch mit Sauerampfer, Spinat und Zwiebeln, der mit ein wenig Öl in der Pfanne zubereitet wird.
Stamnagáthi sind wildwachsende mediterrane Zihorien, eine leicht bittere Stachelpflanze. Eine Art davon gibt es nur auf Kreta. Sie wurde in der Antike als Heilpflanze verwendet und wird in der Regel gekocht mit Olivenöl und Zitrone serviert, kann aber auch mit Eiern oder herzhaften Gerichten wie Lamm oder Zicklein oder in Pasteten mit traditionellem Käse, Dill und Spinat (Pites) serviert werden.
Einige der besten Aufläufe und Pites in Kreta gibt es in der Bäckerei To Artopolion in Chania. Falls Sie zufällig in der Stadt sind, probieren Sie die hiesige Spezialität Chaniotiko Bouréki, ein Zucchini-Kartoffel-Gratin mit Myzíthra-Käse.
Askolýmbri (Golddistel), auch Askolimbous oder Skolimbi genannt, ist eine weitere traditionelle Zutat und bereits seit der Antike ein Fixpunkt in der kretischen Küche – vielleicht, weil sie reich an Vitamin E und C, Omega-3-Fettsäuren, Kalzium und Eisen ist und die ganze Pflanze inklusive Wurzeln verarbeitet werden kann. Der Philosoph und Botaniker Theophrastus erwähnte sie bereits im 4. Jahrhundert v. u. Z. und der Arzt, Apotheker und Botaniker Pidanius Dioscorides pries im 1. Jahrhundert ihre Heilwirkung und schlug vor, sie anzubraten wie Spargel. Die Pflanze wird gedämpft und zu einem Salat verarbeitet, kann aber auch mit Fleisch geschmort und als Beilage oder Mezze mit Raki serviert werden.
Ebenfalls von Theophrastus und Dioscorides erwähnt werden Gliedkräuter, auf Griechisch „Sideritis“, was so viel bedeutet wie „aus Eisen gemacht“. Aus diesen Kräutern wird traditionell ein süßer, leicht blumiger und erdiger Tee gebraut, der als Bergtee oder Hirtentee bekannt ist („Malotira“ oder lokal als „Tsai tou Vounou“). Das ist neben Kamillentee der beliebteste Tee. Er gilt als potentes Allheilmittel und ist dank seiner entzündungshemmenden Wirkung ideal gegen Magenschmerzen, Erkältungen, Grippe, Fieber oder Allergien. Er unterstützt die Verdauung, indem er Entzündungen im Magen-Darm-Trakt lindert, und erweitert die Blutgefäße, was den Blutdruck senkt und die Herzmuskeln entlastet. Außerdem wirkt er angstlösend und schlaffördernd.
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Viele ältere Bewohner Kretas führen ihre Langlebigkeit und Gesundheit auf die unzähligen Kräuter der Insel zurück, und ganz besonders auf den Bergtee. In der Mythologie des antiken Griechenlands wurde der Tee zur Heilung von durch Eisen verursachten Wunden eingesetzt. Die Kräuter enthalten jedoch auch selbst reichlich Eisen – bis zu 6 Mal mehr pro Gramm als Linsen. Sie wachsen in höheren Lagen, werden im Juli während der Blüte geerntet und lose verkauft, oft in Verbindung mit Majoran, der sie geschmacklich gut ergänzt.
Falls Sie sich jetzt fragen, wo Sie all diese kretischen Köstlichkeiten verkosten können, verraten wir es Ihnen gern:
Die Taverna Aristidis in Peskesi, Heraklion, ist eine Villa in wunderschöner Umgebung, wo Gastronomie als Ausdruck der Kultur angesehen wird. Hier wird traditionelles kretisches Essen direkt vom Hof auf den Tisch serviert (und Reste kommen zurück auf den Hof). Die Taverne wurde im „100 Restaurants Award“ drei Jahre in Folge zum besten örtlichen Restaurant gekürt und 2020 bei den „Gault & Millau Awards“ für die beste griechische Küche ausgezeichnet.
Jetzt vielleicht noch ein Dessert? Kaltsoúnia ist ein traditionelles Gebäck, das Sie überall auf Kreta finden können. Es kann verschiedene Füllungen haben, etwa Myzíthra-Käse oder lokalen Thymian, und wird mit Honig und Zimt serviert. Ein beliebtes kretische Restaurant, in dem Sie dieses Dessert probieren können, ist I Platia in Kandanos. Guten Appetit!
Wenn Sie Kreta selbst sehen wollen, besuchen Sie grekaventura.de/reise/xgrec